Tunesien 2003

Wir fuhren gleich von der Fähre in Tunis-La Goulette Richtung Süden nach Tozeur und an den Chott el Djerid. Am Rand dieses meist trockenen Salzsees kann man meist unbedenklich entlang fahren, dabei kamen wir an riesigen Zeugenbergen vorbei, die das Ufer bilden. Daneben wirkt die Ente winzig klein und fast etwas verloren. Auf der spiegelglatten Ebene des Chott el Rharsa besuchten wir Filmkulissen des Science-Fiction-Klassikers Star Wars, hier der Raumbahnhof Mos Eisley, der heutzutage zwar etwas abgewrackt dasteht, aber immer noch bewacht wird und besichtigt werden kann.

  

Wir umfuhren den Chott el Djerid südlich, erholten uns einige Tage auf dem Campingplatz in der Oasenstadt Douz und machten uns auf den offroad-Weg nach Ksar Ghilane, einer winzigen Oase am östlichen Rand des Grand Erg Oriental. Es war die letzten Tage fast 40 Grad heiß, so starteten wir erst am Nachmittag gemütlich zur ersten Etappe der gesamten 130 Kilometer. Durch einen starken Wind wehte viel Sand über die zerfahrene Piste und trübte die Sicht. Am nächsten Morgen war das Wetter wieder viel besser, die schlechte Piste verzweigte sich zu Touristen- und Ölbohrcamps, also fuhren wir querfeldein nur nach GPS-Navigation und freuten uns über die ersten kleinen Sanddünchen.

  

Allmählich wurden die Dünen größer, und dort begegneten wir plötzlich einer Gruppe Touristen mit 2 Geländewagen. Auf ihren Türen prangten große Aufkleber - kaum zu glauben - von einer Enten-Raid. Ihr Fahrer war Ali Ben Abdelmoula, der schon mehrere Male mit Entenfahrern in Tunesien unterwegs war. Er meinte, dass wir viel Mut hätten, diese Strecke alleine zu befahren und noch einiges an Problemstellen vor uns hätten. Alles halb so wild, ich kenne diese Strecke doch schon von 1998 ! Aber es sollte wirklich heftiger kommen. Die Dünen wurden zwar nicht riesig groß, doch lagen sie inzwischen quer zu unserer angepeilten Richtung und waren durch den Wind der letzten Tage sehr weich und schwierig zu queren. So suchten wir den ganzen Tag nach Passagen, um diese Dünenzüge ein wenig umfahren zu können und mussten uns schließlich zwischen den Dünen einen Nachtplatz suchen.

Doch die Krönung der ganzen Strecke lag noch vor uns: der letzte hohe Dünenzug vor der Ebene nach Ksar Ghilane! Es gab keinen festen Boden mehr in den Dünentälern und oft war der Platz zum Schwung holen zu knapp. So mussten wir die Ente immer wieder mal mit den Sandblechen aus misslichen Lagen befreien, um weiter zu kommen. Wir folgten der einzigen Spur durch dieses Dünenmeer und hofften so den günstigsten Weg zu finden...
Auf der höchsten Kuppe hing die Ente wieder. Mehrere Versuche waren bisher gescheitert, da kam das Glück uns zu Hilfe: Ein Touristenpaar mit 4x4-Wagen kam uns entgegen, sie trauten erst seinen Augen nicht und halfen uns dann mit weiteren Blechen, schaufeln und schieben, dass wir ohne weiteren Schweiß zu vergießen die Ebene, die schon vor uns zu sehen war, erreichten. Das war 2 1/2 Tage Abenteuer pur. Vor 5 Jahren brauchten wir mit schwerer beladener Ente für diese Strecke nur einen ganzen Tag.

  

Oft wurden wir natürlich wegen dieses ungewöhnlichen Fahrzeugs angesprochen, wo wir wohnten, welche Strecken wir schon gefahren wären usw. Da musste ich dann nach meiner wahren Antwort manches mal die Motorhaube öffnen, da niemand glauben wollte, das dieses Auto wirklich nur ZWEI Zylinder hat! Weitere Tage fuhren wir auf steinigen Pisten durch das Dahar-Gebirge im Südosten Tunesiens. Wir freuten uns an den vielen tollen Ausblicken in diese trockene Landschaft, die wir ganz für uns allein hatten.

An unserem letzten Reisetag in Matmata hatten wir noch eine Begegnung der besonderen Art: Wir trafen auf die Raid des Baroudeurs, etwa 30 meist französische kleine Citroens, die von ihren Fahrern 14 Tage durch Tunesien geführt wurden. Die Leute hatten sicher viel Spaß auf ihrer Raid, aber erstaunlicherweise konnte mir niemand sagen, wo es als nächstes langgehen sollte: Sie folgten den ganzen Tag nur dem vorausfahrenden Geländewagen oder ihrem Roadbook mit vielen Kilometerangaben. Dafür waren sie aber gut abgesichert: ein Arzt, mehrere Mechaniker und zwei große Camions (Lkw) voll mit Ersatzteilen und einem Abschlepp-Anhänger ließen sie beruhigt fahren, aber ob sie das Land so wirklich erlebten? Da waren wir glücklich, wieder alleine weiterfahren zu dürfen, leider zurück Richtung Tunis zur Fähre, denn der Urlaub war zu Ende...